Nach einigen organisatorischen Aufgaben geht es los mit dem letzten Urlaub in Neuseeland. Ich fahre nach Dunedin und verbringe einige Tage in der Stadt. Auf dem Plan stehen eine Runde tauchen und viel am Strand herumliegen und baden gehen. Zwischendurch drehe ich eine Runde mit dem Rad entlang der Otago Peninsula, welche mit ihrem hügeligen Relief in einer Richtung und ihrer Küstenstraße in die andere Richtung eine herrliche Trainingsgegend darstellt. Ich ziehe weiter entlang der Ostküste und halte in Moeraki und Oamaru. Letztere Stadt ist auch als „Steampunk-Headquarter“ bekannt. Auf dem ehemaligen Hafengelände hat sich eine lebhafte Kunst- und Kulturszene etabliert, welche allerdings bedingt durch die Pandemie derweil ein kleines Tal durchläuft und auf eine baldige Grenzöffnung hofft. Das Steampunk-Muesum ist nett, aber nach meinem Geschmack etwas überbewertet. Hinter Oamaru biege ich in Richtung Westen ab und fahre nach Aoraki. Ich wandere zum Tasman-Glacier und zum Hooker Glacier und fotografiere den Sternenhimmel am Abend. Meiner nächster Halt ist nur unweit entfernt in Ohau, einem Ski-Resort, wo ich zelte und im Lake Ohau schwimmen gehe. Der folgende Tag führt mich für eine mehrtägige Wanderung nach Wanaka. Hier ziehe ich ins Hunter Valley, einem herrlichen Tal gelegen am Lake Hawea. Ich wandere ungefähr 35 km durch ein noch aktive Schaf- und Rinderfarm (Dingle Burn Station) bis ich schließlich den Hunter River erreiche, wo ich einen Tag verweile, um danach den Rückweg anzutreten. Nach dieser Tour fahre ich zum Berg Mount Brewster, um eine Nacht in der Brewster Hut zu verbringen und eventuell auch den Gipfel zu besteigen. Das Wetter ist perfekt und ich fühle mich gut. Nach zwei Stunden erreiche ich die Hütte auf 1400 m und ziehe sofort mit leichterem Gepäck, einem Apfel und einem Müsliriegel weiter. Der höchste Berg der Umgebung ist der Brewster mit 2516 m, doch daneben liegt noch der Mount Armstrong (2174m) und Topheavy (2076 m). Es gibt keinen fertigen Track zu den Gipfeln, der Weg muss eigenständig gefunden werden, was eine gute Übung für die Orientierung im alpinen Gelände für mich darstellt. Ich entscheide mich den anspruchsvolleren Weg zum Mount Brewster in Angriff zu nehmen. Nach ca. 90 min erreiche ich den Brewster Gletscher. Ich teste den Gletscher, doch habe absolut keine Erfahrung damit und fühle mich nicht sicher. Der Gletscher ist trotz des warmen Wetters immer noch hart und rutschig und mich lachen mit Wasser gefüllte Gelstscharspalten feist an. Deshalb klettere ich die Felsen neben dem Gletscher entlang in Richtung Gipfel. Nach weiteren 90 min erreiche ich die 2000 m-Marke und bin ziemlich Müde. Das ausgefallene Mittagessen macht sich doch bemerkbar. Da es bereits später Nachmittag ist, hake ich den Gipfel des Brewster ab und entschließe es beim Topheavy zu belassen. Dies ist meiner erster Gipfel über 2000 m in Neuseeland und ich bin sehr glücklich darüber. Auf dem Rückweg springe ich kurz in den Gletschersee, um mich im Eisbad 10 Sekunden zu erfrischen. Gegen 19:15 Uhr bin ich zurück an der Hütte und gönne mir mein Abendbrot. Der Parkplatz am Fuße des Berges liegt bei 500 m, sodass ich insgesamt 1500 Höhenmeter zurückgelegt und dabei wertvolle Erfahrung gesammelt habe. In der Hütte nächtigen noch weitere Leute, allesamt in meinem Alter und aus Europa. Zusammen werten wir beim Abendbrot den Tag sowie das Leben als Reisende in Neuseeland im Allgemeinen aus und verbringen eine gute Zeit miteinander. Am nächsten Tag steige ich ab und fahre zurück nach Wanaka, wo ich meine Radtour entlang der Westküste vorbereite. Vor meinem Aufbruch zum Mount Brewster brachte ich mein Rad für ein Upgrade der Gangschaltung in die Werkstatt. Ich hole folglich das Fahrrad ab, bin aber nicht ganz zufrieden. Die Mechaniker in der Werkstatt sind gestresst wegen COVID-19, aber auch den immer noch anhaltenden Lieferengpässen in der Branche. Sie haben daher nicht viel Zeit damit verbracht die Schaltung einzustellen und ich habe einen ganzen Tag damit zu tun, das Rad einigermaßen fahrbereit zu bekommen.

15/04/2022