As I dropped out one morning...

Mr. P. is occupying Oceania

Rauszeit

Nach neun Monaten sturen Arbeitens ist es endlich soweit, der Urlaub steht vor der Tür 🙂 Was COVID-19 in vielen Teilen der Erde den Menschen verwehrt, darf ich hier genießen. Dieser glückliche Umstand wird mir ein weiteres mal bewusst. Ich packe meine Sachen, verabschiede mich von meinen „Mates“ mit denen ich die letzten Monate zusammen verbrachte und fahre zu meinem ersten Stopp in Tutukaka.

A group of people
Kiwifruit Brigade: Brian, Victor, Heloise, Angelika, Petr, Bárbora, Chris, Sam

Dort habe ich mich für einen Tauchgang bei den „Poor Knights“ eingebucht, einem maritimen Schutzgebiet entlang der Insel „Mayor Island / Tuhua“ vor der Ostküste der Nordinsel, unweit von Auckland entfernt. Das Wetter an diesem Tag ist leider bescheiden mit trübem Himmel und Nieselregen. Dafür bin ich sehr positiv von der Professionalität der Tauchcrew überrascht. Meine bisherigen Erfahrungen sind nicht zu beklagen, doch dies bildet den absoluten Höhepunkt. Den ungefähr 20 Tauchinteressierten wird eine Crew von 6 Personen plus Skipper zur Verfügung gestellt. Mit einem großem, sehr gut ausgebautem Boot, absolut nur für Tauchgänge ausgerüstet, geht es Richtung Mayor Island. Während der Fahrt werden wir in Gruppen eingeteilt und erhalten ein Briefing. Danach können wir relaxen und die Crew bereitet unser Equipment vor. Bei meinen bisherigen Tauchgängen war das den Teilnehmer*innen selbst überlassen. Obwohl ich das eigene “Hand anlegen” aus didaktischen Gründen bevorzuge, ist es trotzdem eine sehr komfortable Erfahrung. Ich genieße den Tag mit zwei, trotz des Wetters und der damit einhergehenden schlechten Sicht, schönen Tauchgängen. In der Nähe gibt es noch ein weiteres interessantes Tauchziel, die „Rainbow Warrior“, ein Schiffswrack. Wie dieses Wrack dahin gekommen ist, stellt einen absoluten Thriller dar und sollte unbedingt nachgelesen werden. Am Abend kehre ich zurück zum Campingplatz, wo sich meine schlimmste Befürchtung bewahrheitet. Corona schlägt zu. Schon lange plage ich mich mit der Sorge herum, dass COVID-19 meinen Urlaub vermasseln könnte. Einfach aus der Erfahrung der vergangenen Monate heraus, als viele Pläne schief gingen, erwartete ich auch nun irgendwelche Schwierigkeiten. Doch was ist geschehen ?

Back to COVID

Die Nachrichten vermelden, dass der Alarm-Status der Stadt Auckland auf 3 erhöht wird. Bekanntlich hat Neuseeland seit Beginn der Krise ein 4-stufiges Alarmsystem. Wir befinden uns derzeit in Stufe 1, der geringsten Stufe mit so gut wie keinen Einschränkungen. Einzig im ÖPNV müssen Masken getragen werden und jede Person ist angehalten, ein tag-genaues Logbuch mit besuchten Örtlichkeiten zu führen, um die Zurückverfolgung für die Behörden zu erleichtern. Dafür gibt es eine Smartphone-Anwendung mit welcher sich ein QR-Code der jeweiligen Einrichtung scannen lässt und damit ein Eintrag im Logbuch erzeugt wird.
Grund für die Erhöhung der Alarmstufe war ein Corona-Fall in einer Familie im Süden von Auckland. Die Herkunft des Virus ist unbekannt, jedoch ist zu erwarten, dass es zu einer Ausbreitung in der Community kommen könnte. Deshalb, so die Ankündigung, wird ab Mitternacht die Stadt für 3 Tage in einen Lockdown versetzt. Damit einhergehend ist es nicht mehr möglich Auckland zu passieren, da die Verkehrsverbindungen geschlossen werden. Ich befinde mich nun nördlich von Auckland im „Northland“-District, was für mich bedeutet, für die nächsten Tage hier eingeschlossen zu sein. Die Vergangenheit zeigte allerdings, dass bei einer echten Verbreitung in der Community, der Lockdown durchaus über mehrere Wochen beibehalten werden kann. Daher nun mein Entsetzen, hier möglicherweise für mehrere Wochen festzuhängen. Während ich mir noch so meine Gedanken mache, packen andere Familien bereits zusammen und versuchen bis Mitternacht noch schnell Auckland zu passieren. Viele Gäste sind Locals, haben nur einige Tage Urlaub und wollen hier ebenfalls nicht für längere Zeit eingeschlossen sein. Für alle natürlich eine sehr stressige und ärgerliche Situation. Am Ende schließe ich mich den Anderen an und packe hastig meine Sachen zusammen. Zu allem Unglück ist für den Abend ein Gewitter angemeldet und es fängt bereits an zu regnen. Bei schlechter Sicht fahre ich hastig in Richtung Auckland und schaffe es tatsächlich eine halbe Stunde vor Mitternacht die Stadt zu passieren. Leider habe ich nun keine Unterkunft für die Nacht und suche mit Hilfe einer Smartphone-App einen kostenlosen Campingplatz in der Nähe. Dort angekommen kann ich leider auf den ersten Blick keine freie Stelle mehr finden und bin auch nicht gewillt lange zu suchen und dabei die anderen Camper aufzuwecken. So stelle ich mich mit dem grünen Panther in eine ruhige Seitenstraße, lehne den Sitz nach Hinten und versuche einige Stunden zu schlafen. Am Morgen wache ich gegen 6 Uhr auf und fahre weiter Richtung Süden. Nach dem tollen Tauchgang und der geglückten Flucht kann nun mein Wanderurlaub starten, natürlich immer noch im Hinterkopf, dass das ganze Land in einen Lockdown gehen könnte, falls sich der Virus weiter ausbreiten sollte. Glücklicherweise wird der Lockdown von Auckland tatsächlich nach den 3 angekündigten Tagen aufgehoben.

Warten auf die Fähre

Während meiner Recherche in den vergangenen Wochen habe ich mir ungefähr 10 Mehrtageswanderungen herausgesucht, welche ich gern bewältigen möchte. Die Wanderungen sind auf der gesamten Südinsel verteilt. Bei der Suche nach geeigneten Kandidaten war mir wichtig unterschiedliche Landschaften zu sehen, möglichst Wanderungen, die als Rundgänge angelegt sind aufzusuchen und Touren, die nur wenig besucht sind auszuwählen. Letzteres geht meist mit dem Schwierigkeitsgrad der Strecke einher. So beschließe ich an diesem Tag nach Whanganui zu fahren, natürlich mit einer Kaffeepause unterwegs. Der Wetterbericht hat für die gesamte Woche schlechte Aussichten, weshalb ich mit keinen weiteren Stopps plane. Am Abend erreiche ich die Stadt und buche mir eine Fähre für die Südinsel. Leider erhalte ich nicht den gewünschten Termin und muss einen zusätzlichen Tag warten. So entscheide ich mich zwei Tage in Whanganui zu bleiben. Am zweiten Tag treffe ich eine ältere Dame im Hostel, die auf dem Weg zu einem Fahrrad-Brevet mit Start in New Plymouth ist. Es handelt sich dabei um die Tour „Kopiko Aotearoa“, scheinbar ein weiteres Event der Organisatoren der „Tour Aotearoa“, einem Brevet vom Nördlichsten zum Südlichsten Zipfel Neuseelands, 3000 km in maximal 30 Tagen. Gleiches gibt es bereits als Wanderung mit dem Namen „Te Araroa“, d.h. Neuseeland kann der Länge nach durchwandert werden. Die Namen sind in der Maori-Sprache „Te Reo Maori“ gehalten, wobei dies leider nur im Tourismus aktiv betrieben wird, sicherlich um das Land eine bessere Außendarstellung zu geben. Neuseeland wird in Maori „Te Aotearoa“ genannt, was sich mit „lange Wolke“ übersetzen lässt, „Te Araroa“ wiederum mit „Der lange Weg“. Hier lässt es sich doch etwas abschweifen. Natürlich habe ich in den letzten Monaten auch versucht etwas Maori zu lernen, bin damit aber, wie bereits in Indien mit der Hindi-Sprache, gescheitert. Trotzdem habe ich dabei ein wenig von der Mythologie der Maori erfahren dürfen. So gibt es einen Helden mit dem Namen „Maui“. In einem seiner Abenteuer, welches die Entstehung Neuseelands erklärt, angelt er einen Fisch aus einem Kanu (Maori: Waka) heraus. Das Waka stellt die Südinsel, der Fisch die Nordinsel dar. Maui setzt dabei exakt in Kaikoura seinen Fuss auf, um den Fisch an Land zu ziehen. Natürlich beschreibt Wikipedia die Abenteuer noch genauer. Eine andere interessante Geschichte ist die Entstehung des Mount Taranaki in der Nähe von New Plymouth, wo ich einige Zeit verbrachte. Mount Taranaki und Mount Ruapehu (National Park, Tongariro) waren Götter und befanden sich im Streit um eine Frau. Taranaki unterlag in diesem Streit und begab sich in Richtung Westen, wo er heute immer noch recht einsam steht. Doch zurück zur Brevet-Teilnehmerin. So unscheinbar sie wirkt, hat sie jedoch schon an einigen Wettkämpfen, unter anderem in Europa, teilgenommen und auch gewonnen (Cycling World Cup and Masters Cycling Classics 2004 in Tirol, Altersklasse 40 – 50). Nach ihren Erzählungen schätze ich sie auf Mitte 60, sodass mich ihre Teilnahme an dem Brevet sehr beeindruckt. Natürlich kommt sie aus Invercargill (südliches Ende der Südinsel) und hat den ganzen Weg mit dem Rad zurückgelegt 🙂
Am Morgen geht es weiter nach Wellington. Auch hier plane ich zwei Tage ein, um mir ein wenig die Stadt anzuschauen und letzte Dinge zu organisieren. Schließlich setze ich mich meine Tour mit der Fähre fort, welche mich auf die Südinsel bringt.

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