Hin und Wieder kommt es vor, dass man sich einen kleinen, irrwitzigen Gedanken einfängt. Anfänglich verrückt und schnell wieder aus dem Kopf geschlagen, kommt er zurück wie ein Spatz wartend auf ein paar neue Krumen Brot. Er hüpft dabei unaufhörlich in der inneren Gedankenwelt umher, fliegt auf und ab und stößt mit dem Schnabel bis er erhört wird. So erging es mir mit einer Radtour. Ich denke schon seit längerem darüber nach in Australien eine längere Strecke mit dem Rad zurückzulegen. Nach ein wenig Recherche kommt mir eine Tour von Melbourne nach Sydney machbar vor. Ich entwickle einen Plan, welcher vorsieht, den Abschnitt in drei Wochen zu fahren, sodass ich pünktlich zu Silvester in Sydney sein kann, um mir das so oft im Fernsehen betrachtete Feuerwerk einmal live anzuschauen. Mir ist klar, dass nicht nur Weihnachten und Silvester ist, sondern zudem die großen Sommerferien vor der Tür stehen und dementsprechend die Hölle los sein wird. Jedoch gibt es über die Feiertage meist keine Arbeit und etwas Urlaub muss ja auch mal sein 🙂
In den folgenden Wochen besorge ich mir ein Fahrrad und alle nötigen Teile sowie Equipment. Dies ist gar nicht so einfach, da es in Australien absolut unüblich ist mit dem Fahrrad größere Strecken zu radeln. Ich muss daher viel Online bestellen oder zu speziellen Läden nach Melbourne fahren. Daneben nutze ich meine Pausen auf Arbeit und baue mir aus dem Metallschrott und mit Hilfe der vielen Werkzeuge einige Dinge wie Flaschenhalter oder einen Korb für eine Lenkertasche. Leider gibt es Verzögerungen bei den Lieferungen. Zudem kommen weitere Probleme hinzu, die letztendlich dazu führen, dass ich nicht pünktlich mit den Vorbereitungen fertig werde und meinen Plan wieder ad acta lege 🙁 Die Arbeiten waren trotzdem nicht umsonst. Eventuell kann ich das Rad mit nach Neuseeland nehmen und dort etwas mit dem Fahrrad touren.
Parallel zu den Arbeiten an dem Rad schraube ich weiter an Blue Lemon. Entsprechend beschäftigt war ich in Mansfield 🙂 Die Vorbereitungen fingen bereits an, als ich noch bei Phil verweilte. Nach langer Recherche konnte ich Werkstatthandbücher des Modells im Internet finden. Auf meinen Montagefahrten studierte ich die Dokumente und entwickelte Strategien für die Fehlersuche. Es wird ersichtlich, dass das Fahrzeug einen elektronischen Vergaser hat, d.h. es verfügt bereits über eine einfache Abgasregelung, welche Einfluss auf die erzeugten Abgase und den Verbrauch nimmt. Weiterhin werden fast alle Aktoren mit dem Vakuum des Motors gesteuert. So besorge ich mir laut Handbuch eine Handvakuumpumpe und prüfe zusammen mit meinem Multimeter sämtliche Sensoren und Aktoren durch. Ich finde ein Ventil, welches nicht mit dem Vakuumsystem verbunden ist sowie ein defektes Ventil. Für mich wird nicht ganz ersichtlich, welche konkreten Aufgaben die Ventile haben. Es erscheint mir, dass eines während dem Warmlauf des Motors aktiv wird und das andere einen generellen Einfluss bei der Luftzuführung hat. Nach langer Suche finde ich auf einem Schrottplatz in Melbourne einen passenden Ersatz und so erneuere ich das defekte Ventil und verbinde das andere Ventil wieder mit dem Vakuumsystem. Nach einigen Testfahrten kann ich keinen Unterschied erkennen. Der Verbrauch liegt bei 14 l / 100 km mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 80 km / h und einem Verbrauch von 11 l / 100 km bei 60 km / h. Die Leistung des Fahrzeugs ist nicht besonders und so werde ich schon mal von Oldtimern wie einem T2 am Berg kassiert. Allerdings tritt das echt nervende Verhalten mit dem Leistungsverlust während der Fahrt seit Frühlingsbeginn nicht mehr auf. Ich vermute es hat eventuell etwas mit den geringen Temperaturen im Winter zu tun, wobei der Vergaser vielleicht im kalten Zustand nicht gut läuft (Der Choke hat zwei automatische Stufen, ist sehr kompliziert, funktioniert aber). Meine Reparatur könnte dort möglicherweise helfen.
Des weiteren ist es mir im letzten halben Jahr ein Mal passiert, dass ich mich versehentlich aus dem Auto ausgeschlossen hab. Drei Mal kam es vor, dass ich vergaß, die Scheinwerfer abzuschalten. Im ersten Fall brauchte ich die Hilfe eines Schlüsseldienstes, im letzteren Starthilfe. In beiden Fällen gibt es bei modernen Fahrzeugen sogenannte Buzzer, welche einen Signalton von sich geben. Blue Lemon besitzt augenscheinlich diese Komponenten nicht. Ich beschließe daher, sie nachzurüsten. Ich besorge mir zunächst einen Buzzer für das Licht. Beim Einbau finde ich eine kleine schwarze Box, welche nicht wie ein Relais aussieht. Eine kurze Suche im Internet klärt mich auf. Es handelt sich um einen Buzzer ! Dieser ist für den Sitzgurt und den Zündschlüssel. Allerdings ist die Box einfach nicht angeschlossen, d.h. sie hat zwar eine aktive Spannungsversorgung, aber keine Signalleitungen. So ergänze ich den Kabelbaum um eine weitere Signalleitung für den Zündschlüssel (das Gurtschloss hat keinen Sensor für den Gurt). Die Montage ist mühselig, da ich alle Arbeiten unter dem Armaturenbrett durchführen muss. Zudem kann ich keine Hülsen für die alten Steckkontakte der Box finden und muss diese entsprechend anpassen. Ein Gemache ! Glücklicherweise kann ich auch hier das Werkzeug (Lötkolben) von der Firma nutzen. Zum Schluss kümmere ich mich noch um ein paar Rostflecken entlang der Frontscheibe, welche eventuell für den TÜV relevant sein könnten.
Damit ist Blue Lemon nun für eine längere Testfahrt vorbereitet. Obwohl es mit meiner Radtour nicht klappt, beschließe ich trotzdem nach Sydney zu fahren und das Auto einer längeren Testfahrt zu unterziehen.