As I dropped out one morning...

Mr. P. is occupying Oceania

Run

Erneut war Gumtree mein Helfer bei der Arbeitssuche. Ich werde auf einer Farm Orangen pflücken. Den Kontakt erhielt ich über einen Vermittler, welcher mich in Mildura erwartet. Dort angekommen gehe ich zunächst auf die Suche nach einer Unterkunft. Nach einigen Versuchen finde ich ein Working-Hostel mit einem freien Platz. Solche Art von Hostels sind spezialisiert auf Arbeitsvermittlung und häufig in landwirtschaftlichen Zentren zu finden. Sie stellen den Kontakt zu den Farmen her und werben parallel Arbeitskräfte an. Der Gewinn erwirtschaftet sich sowohl durch Provision von den Farmen als auch die Miete der Arbeiter*innen. Im Gegenzug wird den Farmen der Organisationsaufwand abgenommen. Sobald eine Farm Bedarf nach Arbeitskräften anmeldet, erfolgt eine Zuteilung durch die Hostelleitung. Frauen haben hier deutlich Nachteile, da sie angeblich nicht die notwendige physische Kraft für die landwirtschaftliche Arbeit mitbringen. Erfolgt keine Zuteilung zu einem Job ist mensch arbeitslos bzw. hat für den Tag frei (Miete muss trotzdem gezahlt werden). Da die Zuteilung meines Erachtens willkürlich erfolgt und nicht garantiert ist, dass jeden Tag Arbeit vorhanden ist, kann es schnell zu einem prekären Arbeitsverhältnis kommen, da sich Ausgaben (Miete) und Einnahmen ungefähr die Waage halten. D.h. trotz wochenlanger Arbeit füllt sich die Reisekasse leider nicht. Es ist folglich immer etwas Glück notwendig. Meine Unterkunft ist mit ausnahmslos Backpackern aus Europa und Asien voll belegt.

Ich starte das Orangen pflücken, breche es nach drei Tagen jedoch wieder ab. In dieser Zeit werde ich nicht nach Stunden, sondern nach Stückzahl (Anzahl von vollen Behältern) bezahlt. Die Bäume sind ca. 4 m hoch. Im unteren Bereich ist das Pflücken sehr einfach und entsprechend schnell, im oberen Bereich allerdings schwierig und langsam. Die uns zugeteilten Bäume (neben mir sind noch drei weitere Backpacker aus anderen Hostels der Region anwesend) wurden jedoch bereits im unteren Bereich gepflückt und wir sollen nochmals im oberen Bereich nacharbeiten. Entsprechend langsam sind wir und ich schaffe einen halben Behälter in 6 h. D.h. ich verdiene ganze 17 $ ! Das ist in meinen Augen ein prekäres Arbeitsverhältnis und entspricht nicht den australischen Arbeitsgesetzen (Mindestlohn von 18 $ / h !). Ich bin an ein „schwarzes Schaf“ geraten, habe aber Glück. Die Hostelleitung bietet mir an, bei ihnen mit zu arbeiten. Anfänglich werde ich dem Melonen pflücken zugeteilt, zwischendurch habe ich zudem einige Tage frei und Besuche angrenzende Nationalparks oder das städtische Freibad. Wir haben Hochsommer und die Temperaturen sind besonders im Inland entsprechend unangenehm (im Durchschnitt 38 – 40 °C, max. bis zu 47 °C). Wie ich später erfahre ist dieser Sommer ähnlich wie in Europa ein Rekordsommer. Letztlich werde ich einer Grapefarm (Traubenfarm) zugeteilt, stelle mich nicht all zu blöd an und kann bis zu meiner Abreise dort arbeiten.

Die Farm ist im Besitz der Familie Cirillo. Sie kommen ursprünglich aus Sizilien und leben in der 2. Generation in Mildura. Vater Vince und seine Söhne Anthony, Bruno und Marc leiten die Farm gemeinsam und besitzen ca. 80 h an Traubenfeldern. Durch den direkten Kontakt kann ich mich umfänglich über das Geschäft informieren. Anfänglich wurden die Trauben zu Rosinen verarbeitet und nach Europa (insbesondere Deutschland) exportiert. Doch schon seit ca. 30 Jahren rentiert sich dies nicht mehr und die Cirillos haben auf eine konventionelle Traubenproduktion umgestellt. Die Trauben werden dabei nicht weiterverarbeitet, sondern direkt verkauft. 30 % im Inland, der Rest geht in den Export, vornehmlich nach Asien (China). Der Markt ist auch hier hart umkämpft. Neuestes Modell ist eine Art Franchise, bei der eine Biotech-Unternehmen eine neue Traubensorte züchtet. Die Saat wird von den Farmern großgezogen. Die Vermarktung erfolgt ebenfalls durch die Farmen, allerdings nach ganz strikten Vorgaben und im Namen der Saat-Produzenten. Die Einnahmen gehen an die Farmen, 30 % müssen allerdings an die Produzenten abgeführt werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Umstellung auf eine biologische Traubenproduktion. Jedoch ist dies der Familie zu wenig lukrativ.

Meine Tätigkeit besteht in dem Einsammeln, Verladen und Verpacken der Traubenkisten (offizieller Jobtitel “Cartman” :-)). Es gibt Arbeiter*innen, die die Trauben pflücken und in die Kisten verpacken. Diese müssen dann im Feld eingesammelt und in ein Kühlhaus gebracht werden. Dort erfolgt im Anschluss die Verpackung. Die Arbeit ist hart. Bei gutem Wetter 10 – 12 h täglich. Eine Kiste wiegt 10 kg und wir (auch hier gibt es noch weitere Backpacker) bewegen ca. 2000 Kisten am Tag (= 20 t). Wir erhalten den Mindestlohn – immerhin – aber für die Arbeit eigentlich zu wenig. Die folgenden Wochen sind entsprechend anstrengend. Ich überstehe sie und mache mich auf den Weg zurück nach Melbourne, um dort mit Jens letzte Reisevorbereitungen zu treffen.

Here you should see some oranges
Orangen pflücken – Für einen Behälter gibt es 35 $, es dauerte 2 Tage ihn zu füllen
  • Here you should see grapes
  • Here you should see a group of people

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