As I dropped out one morning...

Mr. P. is occupying Oceania

Down Yonder

Die Arbeit in Warrambine geht leider vorzeitig zu Ende. Das gesuchte Unkraut möchte nicht so richtig blühen und es ist sehr schwierig von den heimischen Pflanzen zu unterscheiden. Es erscheint daher nicht sinnvoll die Arbeit fortzusetzen. Die Information über den Abbruch kommt spontan und ich bin etwas ratlos, da ich durch die anfängliche Verzögerung doch fest mit den sechs Wochen gerechnet hatte. Marco und Pascale hatten sich bereits früher verabschiedet. Das Visa von Pascale lief ab und sie musste das Land verlassen. Beide flogen weiter auf die Philippinen. Tom ist, genauso wie ich, etwas enttäuscht. Ist er doch extra aus Südaustralien angereist, um im November hier zu arbeiten und im Anschluss weiter nach Tasmanien zu ziehen, wo er zusammen mit seiner Tante etwas Reisen möchte. Allerdings steht uns auch hier das Glück zur Seite. So fragte uns Ian beim Abendessen, ob wir uns vorstellen könnten, die gleiche Tätigkeit bei einem befreundeten Farmer auszuführen. Folglich rufen wir umgehend bei diesem Farmer an. Er heißt Brian und hat tatsächlich mindestens eine Woche Arbeit für uns. Gemeinsam mit Tom, welcher ein eigenes Auto hat, ziehen wir weiter in das nicht weit entfernte Bannockburn. Brian erweist sich als umtriebiger, vermögender, aber auch sehr liebenswürdiger Mann im Alter von 71 Jahren, welcher uns in seinem „Zweithaus“ unterbringt. Er hat drei Söhne und eine Tochter. Allen stellte er ein eigenes Haus zur Verfügung. Sein drei Söhne wohnen in unmittelbarer Nähe zu ihm, während seine Tochter in Melbourne lebt. Die Häuser seiner Söhne hat er selbst gebaut, das Haus seiner Tochter in Melbourne bereits während seiner Studienzeit erworben. Da er scheinbar sehr viel Vergnügen dabei hat, baute er sich noch ein zweites Haus. Interessanterweise wird dieses autark betrieben, also mit Solarzellen, Batteriespeicher, Wechselrichter sowie Wassertank und solarbetriebenem Wärmetauscher für das aufgefangene Regenwasser. Ein Holzofen für kalte Wintertage rundet das Ganze ab. Für Brian scheint das Haus damit abgeschrieben, zumindest verlangt er keine Miete von uns. Im Gegenteil freut er sich sehr über unsere Anwesenheit und gesteht uns sogar zu, über die Zeit der Arbeit hinaus noch länger hier zu wohnen.

Die Woche vergeht wie im Flug. Einige starke Regenschauer erschweren uns zwar die Arbeit, jedoch ist es hier sehr einfach das Unkraut zu erkennen, da es in voller Blüte steht. Brian war in den letzten Jahren etwas nachlässig, sodass das Tussock in Massen vorhanden ist. Aus diesem Grund nutzte er nun die Gunst der Stunde es zu beseitigen und folglich auch einer möglichen Geldstrafe zu entgehen. An den Abenden der Woche veranstaltet Brian BBQs und lädt seine Söhne und Freunde ein, um uns vorzustellen. Ein besonderer Tag ist Dienstag der 06. November, denn es ist Melbourne-Cup, das größte und bekannteste Pferderennen von Australien. Grund genug einen Feiertag für den Bundesstaat Victoria auszurufen. Wir sollen daher die Arbeit etwas früher beenden, um gemeinsam mit Brian den Cup im Fernsehen zu schauen. Nebenbei erfahren wir, dass er 500 $ auf den Favoriten „Finchi“ gesetzt hat, jedoch nur auf Bitten eines Freundes, da er sonst nicht wettet. Leider wird Finchi nur Vierter. Zudem stirbt ein Pferd bei diesem Rennen (Beinbruch mit sofortigem Einschläfern an der Strecke), was meine Abneigung gegen diesen Sport nur verstärkt. Interessanterweise wird dies im Fernsehen nicht weiter beachtet. Grund dafür wäre die schlechte öffentliche Darstellung und folglich das Reflektieren über die Sinnhaftigkeit von Pferderennen, wie uns Brian als Veterinär im Ruhestand erläutert. Grotesk.

Ein pikantes Detail erfahren wir später von John, einem der Söhne von Brian. Für die Wetten auf Pferderennen bedarf es eines Kontos. Da Brian für gewöhnlich nicht wettet, John jedoch schon, sollte dieser sein Konto für die Wette nutzen. John vergaß allerdings das Konto aufzuladen. Zum Glück landete der Favorit nicht unter den ersten drei Plätzen, sonst hätte John seinem Vater eine Stange Geld geschuldet. Brian denkt bis heute, er hätte 500 $ bei einer Wetter verloren 🙂

Ich schaue mich nun nach einem neuen Job um, werde jedoch nicht wirklich fündig. Die drei Söhne von Brian (John, Tim, Daniel) betreiben eine Baufirma. Sie bereiten in der ländlichen Gegend zukünftige Wohngegenden vor, indem sie den Boden ebenen und alle nötigen Hausanschlüsse vorbereiten (z.B. Elektro, Wasser). In ihrem aktuellen Projekt sind sie etwas in Verzug. Aus diesem Grund fragt mich John, ob ich ihnen für einige Tage helfen möchte. Es sind ca. 70 Bäume auf der Fläche zu pflanzen. Natürlich lehne ich solch ein Angebot nicht ab. Die Arbeit macht Spaß, da die beiden Kollegen der drei Brüder auch sehr nett und interessiert sind. Einer der beiden, Dan, hat seinen Familienursprung in Deutschland und Ungarn. Aus diesem Grund gibt es viel zu erzählen. Weiterhin darf ich auch einige der Baumaschinen fahren. Am Ende der Woche bittet mich Brian um einen weiteren Job. Wie erwähnt ist er sehr vermögend und mit der Zeit erfahre ich von noch weiteren Besitztümern. So hat er ein Haus in Queenscliff nahe der Küste, was er mir an einem Wochenende zeigt. Zudem gehören ihm zwei Baumärkte und ein Kindergarten, welche er alle vermietet. Des weiteren besitzt er Aktien von Nickel- und Cobalt-Mienen, weshalb er für einige Tage nach Perth zur Jahreshauptversammlung fliegt. Auf seiner Farm hat er einen riesigen Swimmingpool, welcher schon lange nicht mehr benutzt wurde. Er möchte ihn reaktivieren und ich soll mit den ersten Vorbereitungen beginnen. Der Pool befindet sich in einer Halle und diese soll zunächst gereinigt werden. Im Anschluss daran sind einige Arbeiten am Mauerwerk zu verrichten. Auch diesen Job nehme ich dankend an und kann eine weitere Woche etwas hinzu verdienen.

Nach Abschluss der Tätigkeit beginne ich erneut mit der Jobjagd. Es gestaltet sich jedoch zunehmend schwieriger, da sehr oft ein Fahrzeug und damit Mobilität vorausgesetzt wird.

Ich verweile weitere Tage mit einer erfolglosen Suche in Brians Lodge. Es ist sehr ruhig und entspannt, aber auch etwas langweilig. Glücklicherweise gibt es hin und wieder kleine Aufreger. So werde ich eines Morgens beim Frühstück von einer Schlange überrascht, die sich, durch den viel zu großen Türspalt kommend, im Haus verirrte. Ich konnte sie im ersten Stock hören und beobachten.

Ungefähr gegen Ende der Woche ruft mich Phil an. Wir sind mittlerweile zu Freunden geworden und er fragt mich, ob ich nicht einige Tage bei ihm wohnen möchte. Während der Feldarbeit hatten wir uns unter anderem über Elektroinstallation unterhalten und er hat einige unvollendete Projekte zu Haus. Ich freue mich die Zeit der Arbeitssuche überbrücken zu können und stimme zu.

Picture of a dog

Oady – Der verrückte Hund von Brian

Picture of a car

Camping-Truck von Brian

Picture of Kangaroo

Die lieben Nachbarn

Picture of a snake

Verwirrte Brown Snake

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