Sie wachsen und wachsen und wachsen. Die Kiwifrüchte. Zu Beginn winzig kleine beerenartige Früchte, mühselig separiert, verschnitten oder verstrickt sind die Güldenen nun schon beinahe reif. Ein wenig später in der Saison werden auch die flauschig grünen Reif sein. Die letzten Wochen waren vor allem Routine: Thinning, Stringing, Pruning, Flower picking und Girdling. Jeden Tag Arbeiten, Sport oder Lesen, Essen, Schlafen. Sowohl Wochentags als auch am Wochenende. Nur Regen bringt Abwechslung, denn dann arbeiten wir nicht. Die Tage kommen und gehen, die Welt dreht sich. Wie abzusehen wird Europa von der zweiten COVID-19-Welle heimgesucht. Wie abzusehen kommt es völlig überraschend und unerwartet, im Resultat verheerend. Die Skepsis gegen alles überwiegt. Ich bin ein weiteres mal Glücklich in Neuseeland zu sein. Der sogenannte amerikanische Präsident wird abgewählt, will aber nicht so richtig abrücken. Ein anderer Rassist aus Halle wird verurteilt. Ich freue mich über Videotelefonate mit Freunden und rufe bei einer allseits beliebten Dresdner Radioshow an, um ein Überraschungspaket zu ergattern 🙂 Der sächsische Ministerpräsident ist mit seiner Stollenaktion und Kommentaren – nur noch peinlich. Schließlich die Zulassung eines Impfstoffs gegen das SARS-CoV-2. Ich kaufe mir zwischenzeitlich ein Fahrrad und fahre einen Teil der „Motu-Trails“ entlang. Dies ist ein Synonym für mehrere Radwege hier in der Region. Der eigentliche Motu-Trail verläuft von Opotiki nach Motu. Durch Kombination mit anliegenden Radwegen kann eine Schleife von ca. 100 km kreiert werden. Oder man gelangt nach Gisborne an die Ostküste. Der erste Abschnitt der Schleife heißt „Dunes-Trail“. Wie der Name vermuten lässt verläuft der Weg ca. 9 km entlang von Dünen und beginnt in Opotiki am Memorial Park, einem Sportzentrum mit mehreren großen Rugby-Feldern, zwei Basketballplätzen und einem Spielplatz, wunderbar gelegen am Otara River. Der Radweg ist außerhalb der Ferien kaum in Benutzung, bietet jedoch wunderbare Ausblicke und zahlreiche Strandzugänge sowie Sitzgelegenheiten. Es gibt einige Zeltplätze entlang des Weges, welche sich erst in den Ferien richtig füllen. Nach einigen Fahrten auf dem Trail legen sich meine Zweifel über die Investition in das Fahrrad. Ich gewinne die Strecke wirklich lieb, besonders jetzt im Sommer. Nach der Arbeit mit dem Rad in den Park, ein wenig Sport und dann nochmal entlang der Küste bis zu meiner Lieblingssitzecke. Dort schnell eine Runde im Ozean schwimmen und danach bei einer Tasse Tee den Sonnenuntergang bestaunen. Opotiki ist eigentlich eine wenig aufregende Gegend, wenn man allerdings hier arbeitet und nur ein paar Stunden am Tag Zeit hat, ist die Ruhe sehr entgegenkommend.
Schließlich ist Weihnachten und wir bekommen ein paar Tage frei. Am Heiligen Abend gibt es eine kleine Überraschung. Mama hat ein Paket mit Süßigkeiten gesandt, dessen Inhalt sogleich die Runde unter meinen Mitbewebohner:innen macht. Am Abend besuche ich Freunde in einer anderen Unterkunft. Petr, Barbora, Hannah, Miska und Angelika kommen aus Tschechien bzw. Deutschland und wir arbeiten zusammen in einem Team. Petr und Barbora sind aus Terezin, nur eine Stunde von Dresden entfernt. Wir essen zusammen Kartoffelsalat 🙂 und spielen Karten.
Weihnachtsfeiertage
Am Christmas Day packe ich mein Zeug und schwinge mich auf den Drahtesel. Vor mir liegen zwei Tage Rad fahren, um die Schleife entlang der Motu-Trails zu absolvieren. Das Wetter ist vielversprechend und so breche ich am späten Morgen auf. Der Weg ist wirklich sehr schön. Zwischendurch kämpfe ich allerdings auch 12 km, kurz darauf nochmals 4 km, am Berg mit vollem Gepäck und unzureichender Übersetzung. Am Ende komm ich durch und genehmige mir eine Mittagspause. Danach geht es bereits auf den Rückweg entlang des Pakihi-Track. Dieser ist lediglich ein Wanderweg, wurde jedoch für Mountainbikes geöffnet. Für mein „Herrenrad“ mit Gepäck ein kleines Abenteuer, aber es geht gut. Ich komme zum Nachmittag an meiner Unterkunft, der Pakihi-Hut, an. Nach einem Bad im Bergfluss „Pakihi Stream“ und ein paar Fotos gibt es ein kleines Abendbrot. Am nächsten Morgen folge ich dem Track und nach weiteren 20 km auf dem letzten Teilabschnitt der Schleife bin ich zurück in Opotiki, wo ich zum Ausklang den Nachmittag am Strand verbringe.
Kotepato Track Ein schüchternes Opossum Abenteuer auf dem Pakihi Track Feierabend an der Pakihi Hut
Neujahr
Nach Weihnachten arbeiten wir weiter bis zum Ende des Jahres. Für den 30. Dezember nehme ich mir frei und fahre zum Tauchen nach Tauranga. Ich unternehme mit sieben weiteren Leuten sowie Dive-Master und Skipper eine Bootstour zur Insel Tuhua / Mayor Island. Dort angelangt geht es für zwei Tauchgänge hinab in die Tiefe. Das Wasser ist relativ warm und es gibt zahlreiche Fische und Meerespflanzen zu sehen. Am Silvesterabend verabrede ich mich erneut mit meinen tschechischen Kolleg:innen. Wir verbringen den Abend am Strand, spielen Karten, Gitarre und entzünden ein Lagerfeuer. Die folgenden vier Tage haben wir ein weiteres mal frei. Ich begebe mich auf eine 2-Tageswanderung in ein Wandergebiet unweit von hier. Der Wanderweg nennt sich Kotepato-Track und liegt teilweise auf Privatgelände. So ersuche ich nach Ankunft zunächst den Besitzer um eine Erlaubnis, welche mir schließlich erteilt wird. Der Weg ist einfach und verläuft durch Wiesen entlang des Waioeka Rivers. Später folgen mehrere Flussdurchquerungen und ein kleiner Waldabschnitt bis ich mein Ziel die Kotepato-Hut erreiche. Am folgenden Tag geht es den gleichen Weg zurück.
Die Arbeit geht nun weiter und meine Pläne für die Südinsel konkretisieren sich…
Kotepato Hut Waioeka River