As I dropped out one morning...

Mr. P. is occupying Oceania

Ein Schritt zurück erweitert manchmal die Sicht

Rucki, zucki sind vier Monate um. Am 30. August habe ich mein erstes Jahr Australien komplettiert. Jawohl, ein zweites wird folgen 🙂 Denn leider hat meine To-Do-List noch zahlreiche offene Punkte und wenn ich schon hier bin und die Möglichkeit habe länger zu bleiben, möchte ich nicht so schnell aufgeben. Ich beantragte aus diesem Grund ein Visa für ein weiteres Jahr und bekam die Genehmigung dafür. Gegenwärtig befinde ich mich „auf Montage“ in Morgun, Queensland. Hier bin ich mit Boss Ian, Douwen aus England sowie Thomas aus Schweden. Gemeinsam bauen wir Bewässerungssysteme auf, sogenannte „Center Pivot Irrigation Systems“. Die Arbeit ist anstrengend, aber immerhin etwas abwechslungsreicher als die bisherige Farmarbeit. Der Boss Ian engagierte mich für zwei solcher Montageprojekte (bzw. ich bewarb mich bei seiner Firma). Erst kürzlich waren wir in Bordertown, Südaustralien.

Here you should see an irrigation system
Das fast fertige Bewässerungssystem

Die letzten Monate waren ereignisarm. Für mich daher nicht wirklich ein Anlass etwas zu berichten. Hier ein kleiner Rückblick.

Nach der Abreise von Jens blieb ich zurück in Adelaide. Ich konnte Blue Rhino aus der Werkstatt abholen. Alle Probleme schienen beseitigt und ich war frohen Mutes. Wie nun weiter ? Ich hatte immer noch den Plan mir den Norden und Nordwesten Australiens anzuschauen, allerdings musste ich dafür mein Bankkonto auffüllen. Ich begann die Jobsuche in Adelaide, sollte ja kein Problem sein. Aber denkste ! Ich konnte nichts finden, auch eine Online-Anzeige zu meiner Person auf Gumtree ergab nichts (ich biete quasi wortwörtlich meine Arbeitskraft als Ware feil, das Marx‘sche Kapital lässt Grüßen). Ich verweilte in Port Adelaide, aber mein Kontostand nahm einen gefährlichen zweistelligen Betrag an. Ich beschloss zurück nach Melbourne zu gehen. Wie ich von anderen Backpackern im Hostel erfuhr, scheint Adelaide gelegentlich ein schwieriges Pflaster für die Arbeitssuche zu sein. Vielleicht ergab sich in Melbourne etwas.


Ich entschied auf dem Weg einen Stopp bei den „Grampians“ einzulegen. Ohne einen Hauch von Expertise in Sachen Geologie würde ich die Grampians zumindest in Teilen als Sandsteingebirge bezeichnen. Ich fand einen kostenlosen Campingplatz und graste alle Sehenswürdigkeiten im Umkreis des touristischen Zentrums „Halls Gap“ ab. Beispielhaft sei hier der Aussichtspunkt Pinnacles, der Wonderland-Wanderweg, die McKenzie Falls, das ehemalige Erholungsgebiet Zumstein sowie die Gipfel Mount Zero (314 m) und Mount Stapylton (518 m) erwähnt. Ein Highlight für mich war ein kleiner Steinbruch mir recht vielen historischen Informationen und Bildern. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wurden hier Sandsteine für beispielsweise wichtige öffentliche Gebäude in Ballarat oder Melbourne abgebaut. Am Mount Stapylton traf ich einige Kletterer und Boulderer an. Auch hier in Australien gibt es Kletterszene. Der Gipfel bot einen guten Ausblick, das Wetter in der Wocher war hervorragend und so beschloss ich spontan den Gipfel eine zweites Mal am frühen Morgen zu besteigen, um ein paar Schnappschüsse vom Sonnenaufgang zu schießen. Der Aufstieg im schummrigen Morgengrauen war abenteuerlich, die Bilder mäßig aber die Idee es an und für sich wert.

Here you should see a sunrise on top of Mount Stapylton in Grampians
Sonnenaufgang auf dem Gipfel des Mount Stapylton
  • Here you should see the Pinnacles lookout, Grampians
  • Picture of McKenzie Falls
  • Here you should see a plant mirrored in a water surface
  • Here you should see paintings by Arborigines in Grampians
  • Picture of a busy bee
Here you should see the Taipan Wall in Grampians
Die Taipan-Wall – International anerkannte und beliebte 200 m Kletterwand

Ich zog weiter und lud mich auf dem Weg nach Melbourne bei meinem Freund Phil und seiner Familie ein. Er arbeitete immer noch auf der Farm in Warrambine und erzählte mir, dass sie aktuell wieder Backpacker für ein paar Jobs suchen. Da ich den Möglichkeiten hinsichtlich eines schnellen Jobangebotes in Melbourne eher skeptisch entgegensah, lies ich mich mitreißen und heuerte erneut bei der Schaf-Farm an. Die Aufgaben bestanden im wesentlichen aus „Rock picking“, „Fencing“ und „Gardening“. Ersteres bedeutete schlicht Steine auf dem Feld lesen, damit sich die Erntemaschinen im Sommer nicht die Maschinen so arg beschädigen. Fencing hieß vorübergehende Zäune auf den Wiesen aufstellen, da die Schafe zu dieser Zeit ihre Lämmer bekommen und zur besseren Übersicht in kleinere Abschnitte eingeteilt werden. Letzteres meinte etwas Gartenarbeit. Der Winter in Victoria zeigte sich kühl, windig und mit viel Regen ausgestattet. Angeblich mehr als üblich. Die Farmer haben auch immer nur zu meckern. Letztes Jahr meinten sie noch, der Winter war zu trocken. Im jeden Falle war der Schlamm auf den Feldern knöchelhoch und das Steine lesen eine echte Schlammschlacht. Mit zwei anderen Backpackern sowie Phil fuhren wir auf einem Traktor über die Felder und sprangen zwischendurch ab, um die Steine zusammenzutragen. Dem Traktor fehlten allerdings die Kotflügel und mir wurde schlagartig die Namensherkunft bewusst. Die Aufgabe an und für sich war jedoch super langweilig und die Abende mit warmen Tee oder Kaffee am Kamin der einzige Hoffnungsspender, um den Tag herum zu bekommen. Gelegentlich gab es etwas Ablenkung durch das erwähnte Zäune aufstellen oder die Gartenarbeit.

So vergingen die Tagen und Wochen. Zwischenzeitlich versuchte ich mich nochmals mit Blue Rhino zu beschäftigen, welches ich nun offiziell in Blue Lemon umtaufe. Eine Lemon, also Zitrone, werden hier in Aussi Fahrzeuge genannt, die Reif für die Abwrackprämie sind. Anfänglich schien der Transporter geheilt. Doch kurz vor Ankunft in den Grampians gab es plötzlich wieder Probleme. Aus dem Nichts verliert das Fahrzeug an Leistung. Eine Betätigung des Gaspedals führt zu nichts. Das Phänomen verschwindet allerdings nach kurzem Stopp wieder, kann aber jederzeit wieder auftreten. Ich untersuchte aus diesem Grund die Benzinzuführung und baute auch den Tank aus. Dieser ist leider stark verschmutzt und könnte eine Ursache sein, da sich der Benzinfilter rasch zusetzt. Wohlgemerkt könnte. Ich beließ es zunächst bei dieser Diagnose.

Gegen Anfang August endete die Zeit auf Warrambine. Der Farmer Brian von Down Yonder rief mich zwischenzeitlich an und bot mir eine kleine Tätigkeit an. So fuhr ich zu ihm und nutzte die Zeit, um neben der Arbeit nach einem neuen Job zu suchen. Zu meiner Enttäuschung musste ich feststellen, dass es auch in Melbourne nicht viel besser mit der Suche läuft. Schließlich wurde ich mit einigem Hick-Hack bei der Firma „agnFlow“ fündig und baue nun vorübergehend Bewässerungssysteme. Diese hat ihren Sitz in Ballarat und Phil bot mir deshalb Asyl in seinem Haus an. Auf meine Anzeige bei Gumtree meldete sich immerhin eine Person. Diese renovierte ihr Haus in Melbourne und hatte Probleme bei der Installation neuer elektrischer Schalter. Da es sich um einen Altbau handelte, waren mehr als nur einfache Ein / Aus-Schalter anzutreffen (wie im Neubau üblich) und damit der Betroffene mit seinem Latein am Ende. Die hohen Preise für Dienstleister lassen Privatpersonen dann häufig im Internet nach günstigeren Alternativen suchen, weshalb die Online-Plattform Gumtree überhaupt populär geworden ist. Ich in meiner Unwissenheit hatte der Person einen deutlich zu niedrigen Stundenlohn angeboten, weshalb sie mich dann mehrmals anrief und regelrecht bettelte nach Melbourne zu kommen. Für mich war es aber immer noch ein guter Verdienst und eine nette Abwechslung.

Die letzten Monate haben zwar Geld in die Kasse gespült, aber bei weitem noch nicht genug, um einen neuen Angriff in Richtung Norden zu wagen. Ich muss sicherlich noch weitere vier Wochen Geld verdienen, da die Stundensätze bei Farmjobs oder ähnlichen Tätigkeiten im Vergleich sehr niedrig sind. Zudem ist die Frage des Fahrzeuges immer noch ungeklärt. Einen Verkauf würde ich nur „ehrlich“ durchziehen. Im aktuellen Zustand könnte ich nicht wirklich viel für das Auto verlangen. Einen Neuanschaffung wäre dann zudem notwendig. Eine Reparatur könnte teuer werden, vor allem da der Fehler noch nicht wirklich lokalisiert ist und sich die Werkstätten hier bisher höchstens mit Rum(-Cola) aber nicht mit Ruhm bekleckert haben.
Ein anderes Problem tritt mit voranschreitender Zeit hervor. Im Norden bahnt sich ab Oktober die feuchte Jahreszeit an. In der Gegend um Darwin herrscht tropisches Klima. Es gibt also nicht vier Jahreszeiten, sondern nur zwei, Trocken- und Regenzeit. Ein Arbeitskollege von Warrambine arbeitete einige Jahre in der Gegend und teilte mir mit, dass in der Regenperiode eigentlich alle Sehenswürdigkeiten geschlossen sind. Es lohnt sich für mich also nicht mehr wirklich in diesem Jahr dahin aufzubrechen. Die Trockenzeit und folglich bessere Reisezeit beginnt ungefähr im April. Ich muss mir deshalb einen alternativen Plan erarbeiten. Vermutlich werde ich bis zum Ende des Jahres arbeiten und eventuell einen Abstecher nach Neuseeland einlegen. Blue Lemon wartet zudem auf eine Lösung…

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