As I dropped out one morning...

Mr. P. is occupying Oceania

Task Force Warrambine

In der dritten Woche auf der Farm kann das Weed Management nun endlich beginnen. Ausgestattet mit Schutzkleidung und -utensilien sowie einer Sicherheitsunterweisung geht es auf das erste Feld, um den Feind zunächst etwas besser kennenzulernen. Der Name des Unkrautes ist „Serrated Tussock“ (etwa gezacktes Grasbüschel). Es wurde von Südamerika nach Australien gebracht. Wie bereits erwähnt, droht den heimischen Gräser auf den Wiesen die Verdrängung durch einige hartnäckige Unkräuter. Diese werden von den Schafen nicht verzehrt, wodurch die Zucht gefährdet ist. Zudem wird die Vernichtung von der Regierung gefordert und steht unter Strafe. In jedem Fall fährt Phil mit dem Traktor auf dem Feld voraus und wir laufen hinterher. Der Traktor besitzt ein GPS-System, sodass sich die riesigen Felder exakt absuchen lassen. Zudem verfügt er über einen 800 l großen Tank mit zwei „Schnell-Angriffs“-Einrichtungen. Im Tank befindet sich das  Unkrautvernichtungsmittel „Task Force“ gemischt mit etwas „Roundup“ (Glyphosat). Wir sind vier Backpacker, zwei nutzen die Schnell-Angriffe des Traktors, die anderen erhalten einen mit demselben Mittel gefüllten Rucksack. Da die Felder häufig ein steiniges Gelände bilden sind wir mit Rucksack und zu Fuß schneller, als mit dem Traktor, weshalb wir häufig auch alle vier einen Rucksack erhalten, um das Feld abzulaufen. Mit dem Rucksäcken ausgestattet erinnert es mich ein wenig an die „Ghostbusters“ 🙂 Das Unkraut ist zum verwechseln ähnlich mit den heimischen Gräsern. Gut unterscheiden lassen sie sich erst nach der Blüte. Doch diese wollen wir mit unserem frühzeitigen Einsatz verhindern, da sich das Unkraut sonst wieder weiter verbreitet. Aus diesem Grund sind wir die ersten beiden Tage mehr mit der Unterscheidung der Gräser, als dem weiträumigen Ablaufen der Felder beschäftigt. Ab dem dritten Tag wird es besser und nun beginnen wir langsam „Meile“ zu machen. Ein Tagesmarsch beläuft sich dabei auf 20 – 35 km. Dies ist zu Beginn ziemlich hart, aber auch ein gutes Training. Die Rucksäcke fassen bis zu 15 l Flüssigkeit, wir starten aber mit weniger, da auf den meisten Feldern durch die Arbeit der letzten Jahre nicht mehr so viele Unkräuter zu erwarten sind.

Die Arbeit beginnt 06.30 Uhr oder früher, je nach Wetterlage. Langsam beginnt der Sommer und es wird am Nachmittag sehr warm. Breitkrempiger Hut und Sonnencreme sind für die Feldarbeit daher unverzichtbar. Am Tag gibt es zwei Pausen. Die „Smoko“ gegen 10 Uhr und natürlich die Mittagspause gegen 13 Uhr. Der australische Dialekt benutzt viele Kurzformen, so auch Smoko, was wohl ursprünglich von einer Raucherpause (Smoking break) abgeleitet wurde. Andere Beispiele sind Good Day = G‘Day (guter Tag) oder die Frage „Wie geht es dir“, im britischen Englisch „How are you?“ oder „How are you doing“, hier im australischen auch häufig „How is it going“. Im Akzent dann „How are ya“ oder „How gone“, wobei der Mittelteil verschluckt wird. Ich gewöhne mich erst langsam an die Aussprache, finde sie aber ziemlich witzig. Meist versuche ich mich an die britischen Aussprache zu halten und auch die Grammatik korrekt zu verwenden. Gerade dabei fällt es mir schwer mich mit den Leuten zu unterhalten, da ich beim Sprechen oft über die Grammatik nachdenke. Wir mir Phil nun aber mitteilt, nehmen es die Leute hier nicht so ganz genau mit der korrekten Grammatik, wobei auch er gelegentlich ins Stocken gerät, wenn ich ihn nach der Schreibweise einiger Wörter frage, welche neue für mich sind.

Auf dem Feld herrscht Selbstversorgung, wobei Phil aber ein sehr herzlicher Chef ist. Er bringt nicht nur Gaskocher und Wasserkessel für Tee oder Kaffee mit, sondern auch Gebäck. Ähnlich wie bei uns in Deutschland geht die Weihnachtsaison in den Supermärkten im September los. Phil ist ein Fan von Weihnachtsgebäck und so gibt es häufig Stollen oder Lebkuchen von Aldi. Und das bei 30 °C auf dem Feld. Vielleicht schaffe ich es bis Ende Dezember noch einige Pulsnitzer Spitzen für Phil einzuschleusen 🙂

Interessant ist des weiteren die Tierwelt. Häufig treffen wir auf Kängurus, Feldhasen, Füchse oder Greifvögel, oft lebendig, manchmal auch tot. Während diese keine große Gefahr darstellen, sieht es bei den Reptilien anders aus. Mit Eidechsen und Schlangen ist auf den Feldern zu rechnen, wobei Eidechsen ungefährlich sind. Schlangen sind jedoch häufig giftig. Vertreter sind hier die „Brown-Snake“ und „Tiger-Snake“. Sie gelten jedoch eher als scheu und wenig angriffslustig. Beide gehören zu den bedrohten Tierarten, werden aber trotzdem umgebracht. Zudem sind sie auf dem Feld leicht mit den Eidechsen zu verwechseln. Uns wird geraten bei Sichtung einer Schlange, diese weiträumig zu umgehen. Ich rüste mich mit einem Wander-/Kampfstock aus. Sicher ist Sicher. Gesehen habe ich bisher viele Eidechsen, allerdings nur drei Schlangen. Eine auf dem Feld, eine andere auf der Straße, wobei der Fahrer des Fahrzeugs sie sofort überfahren hat. Eine dritte Schlange hatte ich bereits in der Fahrradwerkstatt in Melbourne gesehen 🙂 , allerdings nur in einem Video, da ich erst eine Stunde nach Beginn der Öffnungszeit da war und sie folglich verpasste. Dies war jedoch eine absolute Seltenheit, wie mir mitgeteilt wurde.

Picture of tussock

Tussock in voller Blüte

Picture of competition

Kleines Wettrennen – Weed Controlling unter erschwerten Bedingungen (Mülltonnen dienen zur Orientierung auf dem Feld)

Picture of a group

Smoko – kurze Pause vom Weed Controlling mit Pascale, Marco, Tom und Phil

Picture of a car

Neben Unkrautvernichtung stehen auch andere Aufgaben an, z.B. tote Schafe von der Wiese einsammeln

Picture of Ute

Ute – typische Landfahrzeuge, Hundeaustattung gibt es mittlerweile in Serie

Picture of Tashi

Tashi – Hunde laufen auf der Farm frei herum, Tashi kommt uns daher häufig in der Unterkunft besuchen

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