As I dropped out one morning...

Mr. P. is occupying Oceania

Milford Sound und Gertrude Saddle

Das Wetter soll in den kommenden Tagen heiter bleiben und so beschließe ich einen Abstecher nach Milford Sound zu machen. Es handelt sich dabei um einen Meeresarm ins Landesinnere ähnlich einem Fjord, nur wesentlich breiter und nicht durch einen Gletscher geformt. Milford Sound ist neben Queenstown und Wanaka eine weitere Empfehlung von Freunden. Obwohl mich die beiden Orte nicht wirklich begeisterten, lasse ich mich erneut auf den Ratschlag ein, schließlich kann es nur besser werden. Der Sound liegt ziemlich abgelegen und nur eine Straße führt dahin. Teile davon sind immer noch im Wiederaufbau, denn im Sommer 2020 gab es eine schwere Flut, welche die Straße beschädigte und viele Gäste am Sound einschloss, welche dann mit Helikoptern evakuiert werden mussten. Am Sound angekommen finde ich eine kleine Siedlung mit einem Hotel und einer Besucherinformation vor. Es gibt die Möglichkeit kurze Wanderungen oder eine Bootstour zu unternehmen. Ich entscheide mich für letzteres und besorge mir ein Ticket. Es herrscht ein munteres Treiben, Autos sowie Reisebusse kommen an und fahren ab. Ich lauf zum Kai und checke in das Boot ein, welches ausgebucht ist. Die Tour entlang des Sounds dauert ungefähr zwei Stunden. Unterwegs sehen wir Wasserfälle, Seelöwen und sogar Delphine. Die anderen Touristen an Bord lassen kein Klischee liegen und posieren wie blöd mir ihren Smartphones in den dämlichsten Positionen. Das Besondere der Ausfahrt ist der Besuch eines Unterwasser-Observatoriums. Dieses befindet sich in einer Röhre ca. 10 m unter dem Wasser am Rande des Sounds angebracht und über eine Plattform erreichbar. Während des Rundganges erhalten wir viele Informationen und dürfen zudem einige Zeit Fische beobachten. Insgesamt ist die Gegend schön, aber nicht überwältigend, wie mir von anderen Reisenden berichtet wurde. Ich bin jedenfalls froh den Ort unter „Corona-Bedingungen“ besuchen zu können, da dies in normalen Zeiten einer der meistbesuchten Orte des Landes ist.

Ich trete den Rückweg an und halte unterwegs an einem staatlich verwalteten Zeltplatz an. Wie die Wanderhütten werden auch diese Plätze vom „Department of Conservation“ (DOC) betreut. Sie sind sehr einfach (Wassertank, Sitzbank, Plumsklo), jedoch dafür sehr günstig. Am Morgen fahre ich zum Gertrude Saddle, einer kurzweiligen Tageswanderung, allerdings nur für sehr erfahrene Wanderer wie einige Hinweisschilder verlauten lassen. Obwohl ich alles andere als erfahren bin möchte ich den Versuch wagen, zur Not drehe ich um, wenn es zu Gefährlich wird. Der bereits halbvolle Parkplatz am frühen Morgen weist daraufhin, dass dieser Gedanke auch von anderen Besuchern geteilt wurde. Die Sonne steht noch tief und das vor mir liegende, von Bergen umgebene, weite Tal folglich im Schatten. Es ist kühl und ich starte mit Mütze und Handschuhen. Nach einer halben Stunde erreiche ich ein ausgetrocknetes Flussbett, welches im Winter und Frühjahr sicher gut gefüllt ist. Nun beginnt der Aufstieg, welcher sofort steil zunimmt. Im oberen Teil ist nur noch glattes Gestein und es wurden Stahlseile angebracht, um sich daran hochzuziehen, wie an einem Klettersteig. Glücklicherweise ist es trocken und dadurch nicht viel schwieriger als beim Klettern in der Sächsischen Schweiz. Ich ignoriere daher die Seile und suche mir einen eigenen Weg, auch um die anderen Besucher zu umschiffen, welche sich sichtlich schwer tun. Bei meiner Ankunft am Gipfel herrscht strahlend blauer Himmel und eine wunderbare Sicht auf die umliegenden Berge und Täler. Ich schieße ein paar Fotos, gönne mir ein paar Schnitten aus der Brotbüchse und unterhalte mich mit einem neuseeländischen Ehepaar. Sie haben einige Anekdoten zu berichten und fragen viel über Europa und Deutschland. Nebenbei weisen sie mich auf einen seltenen kleinen Vogel mit dem Namen „Rock Wrench“ hin, welchen es nur in diesen Höhen gibt. Im Anschluss wandere ich wieder hinab. Am Flussbett treffe ich auf einen durchgeschwitzten, keuchenden Mann. Er fragt mich, wie weit es denn noch sei und ich begutachte ihn kurz von unten bis oben: Turnschuh, T-Shirt, Sonnenbrille und eine kleine Wasserflasche. Ich halte kurz inne und frage mich, ob überhaupt irgendwer die Hinweisschilder liest, geschweige denn ernst nimmt. Ich kann es mir nicht verkneifen und spiele Lehrer. Ich weise ihn mit strenger Stimme daraufhin, dass er erst am Anfang sei und der schwierigste Teil noch vor ihm liegt. Zudem ist es trotz Sonne kühl im oberen Abschnitt und eine Jacke zu empfehlen. Dann gehe ich schnell weiter, bemerke aber wie er sich ängstlich und suchend nach etwas umschaut. Kurz darauf kommt mir eine Frau mit schwerem Rucksack entgegen und ich begreife, dass sie wohl seine Partnerin ist und ihm seine Sachen hinterherträgt. Nette Arbeitsteilung 🙂 Kurze Zeit später erreiche ich den Parkplatz und fahre wieder nach Te Anau. Nach einer weiteren Nacht im dortigen Ferienpark ziehe ich weiter nach Invercargill. Ich verbringe zwei Tage dort, erkunde die Stadt und bereite mich auf mein letztes Wanderabenteuer vor, Stewart Island bzw. Rakiura.

  • Dolphin at Milford Sound
  • View along Milford Sound
  • Aquatic life Milford Sound
  • View to tarn at Gertrude Saddle
Zusammenfassung Gertrude Saddle
Summary Gertrude Saddle

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